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10 Zeichen, dass du nicht mit Geld umgehen kannst — und wie du das änderst

Deine Fähigkeit mit Geld gut umzugehen entscheidet darüber, wie du jetzt lebst, deine Kinder versorgen kannst und wie du im Alter leben wirst. Gründe genug, herauszufinden: Wie gut kannst du mit Geld umgehen?

Dennis Tröger
9 min readMar 5, 2021

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Mein erklärtes Ziel ist finanzielle Freiheit mit 40. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ich gut darin sein Geld zu verdienen — das ist aber nur eine Seite der Medaille.

Mindestens genauso wichtig ist das Sparen von Geld.

Vermögen ist das, was du nicht ausgegeben hast.

— Unbekannt

Glücklicherweise durfte ich das Sparen ziemlich früh schon bei meinen Eltern lernen. Schon seit ich ein Kind bin, sagte mir mein Vater: “Lege 10% deines Einkommens jeden Monat zur Seite und du wirst keine Geldsorgen haben”.

Die Fähigkeit zu sparen ist in meinen Augen eine der wichtigsten Fähigkeiten, die du haben solltest. “Sparen, wofür?”, fragst du dich vielleicht. Die Antwort: Weil sparen Geil ist.

Sparen baut Vermögen auf und gibt dir Freiheit selbst zu entscheiden, was du möchtest. Im Jobinterview stehst du einfach besser da, wenn du weißt, dass du den Job nicht brauchst.

Bist du ein guter Sparer? 10 Zeichen, das dem nicht so ist:

1. Du sparst am Ende des Monats und nicht am Anfang

Sofern es mir gelingt, stehe ich morgens immer etwas früher auf, um an meinen Projekte zu arbeiten. Denn nur so kann ich sicher sein, dass ich genug Zeit für Blog-Artikel und Lesen habe.

Genauso, wie ich den Start des Tages in mich investiere, solltest du beim Sparen das Gleiche tun: Am Anfang des Monats legst du deine Sparrate zur Seite und nicht erst am Ende.

Egal, ob du jetzt schon sparst oder nicht: Wenn dein nächstes Gehalte / Einzahlung auf dein Konto kommt, legst du sofort X EUR davon zur Seite — ohne wenn und aber.

Warum haben Hausbesitzer im Schnitt mehr Vermögen als Mieter?

Im Buch von Gerd Kommer “Mieten oder Kaufen” (Amazon-Affiliate-Link) zeigt Kommer ganz nüchtern auf, dass Hausbesitzer rechnerisch schlechter stehen sollten. In der Realität tun sie das jedoch nicht. Wie kommt das?

Mieter werden nicht zum Sparen gezwungen, Häuslebauer durch ihren Kredit schon. Durch den fehlenden externen Druck neigen Mieter dazu, mehr Geld auszugeben und weniger in den Vermögensaufbau zu investieren.

Was du jetzt tun kannst: Richte einen Dauerauftrag ein, damit du am Anfang des Monats Geld zur Seite legst.

2. Du hast das Thema Ausgaben nicht im Blick

Die meisten Menschen haben keinen klaren Überblick über ihre Ausgaben. Kannst du direkt aus dem Stehgreif sagen, wie viel Geld du im Monat fix benötigst? Wie viel dich was kostet? Was monatlich und was einmalig ist?

Quelle: ING Diba, Zitat aus der Welt

Wenn ich so etwas lese, läuft es mir kalt den Rücken herunter. 22% der Deutschen wissen nicht einmal, ob sie sparen. Auf diese Weise ist es unmöglich finanziell Unabhängig zu sein.

Was du jetzt tun kannst: Öffne deine Kontenübersicht und gehe die letzten 6 Monate durch: Welche regelmäßigen Kosten findest du? Erfasse sie strukturiert. Am Ende solltest du eine Liste aller regelmäßigen Kosten haben.

3. Du verwechselst Vermögenswert und Verbindlichkeit

Wenn du raten müsstest: Ist ein Auto Vermögenswert oder eine Verbindlichkeit?

Jetzt wirst du antworten: “Das kommt darauf an, ob das Auto abbezahlt wurde!” — absolut korrekt.

Aus Sicht eines Buchhalters ist ein Auto immer ein Vermögenswert. Heute möchte ich dich einladen, ein Auto aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Aus Sicht des Cashflows, den es generiert.

Cashflow bezeichnet die Menge an Geld, die zu dir strömt und die heraus strömt. Das Ganze ist wie ein See: Strömt zu viel Wasser heraus, trocknet der See aus. (Der Vergleich hinkt, denn dein Konto läuft von zu viel Geld / Wasser nicht über ;) — aber du verstehst meinen Punkt.

Aus Cashflow-Sicht (Empfehlung: das Buch “Rich Dad, Poor Dad” — Amazon-Affiliate-Link) ist ein Auto eine Verbindlichkeit: Durch Sprit, Versicherung und Reparaturen fließt Geld aus deinem Teich heraus. Eine Aktie hingegen ist ein Vermögenswert: Sie generiert durch Wertzuwachs oder Dividende einen positiven Cashflow.

Barry Ritzhold, Fondmanager, zum Thema Autos als Investition:

Sieh dich einmal um: Was betrachten andere als Vermögenswert, was aus Cashflow-Sicht eher eine Verbindlichkeit darstellt?

4. Du kannst nicht 6 Monate ohne Job

Nachdem ich mich 2017 Selbstständig machte, war mein erklärtes Ziel: Ohne Geld für 6 Monate überleben können. Mein zweites Ziel: Jeden Tag auswärts Essen gehen können ;)

Beide habe ich innerhalb des ersten Jahres erreicht. Was war der Vorteil? In Verhandlungen mit Kunden konnte ich sehr gelassen sein: Ich war nie auf einen Auftrag angewiesen.

Ein Kunde wollte mich drücken — mir egal, ich war nicht angewiesen.

Seit 2020 bin ich wieder angestellt — eine andere schöne Geschichte — und auch jetzt zeigt sich ein großer Puffer als sehr beruhigend. Es gibt mir Verhandlungssicherheit und lässt mich souveräner auftreten.

Bevor du mit dem Investieren an der Börse anfängst, Bitcoins kaufst oder sonst irgendwie investierst: Schaffe dir einen 6 monatigen Puffer. Das fühlt sich gut an und schafft Platz zum Atmen. Deine Ideen werden nicht besser, wenn du unter Stress stehst.

Was du jetzt tun kannst: Wie viel Geld brauchst du, um 6 Monate nicht arbeiten zu müssen? Rechne den Betrag aus und fang an, ihn schrittweise zur Seite zu legen — der Beginn deiner Eisernen Reserve.

5. Du hast keine Strategie für’s Sparen

Du sparst vielleicht bereits und hast 1.000, 10.000 oder sogar 100.000 EUR auf dem Konto liegen. Dir fehlt jedoch eine Strategie, was du damit anfangen sollst.

Die Chancen sind groß, dass du keine Aktien besitzt. Die Aktionärsquote in Deutschland beträgt nämlich gerade einmal 12,5 %, während diese in den USA und der Schweiz auf 30–50% geschätzt wird.

Folgendes Zitat dürfte die Meinung der meisten über Aktien gut widerspiegeln:

„Die Deutschen empfinden die Börse stets als etwas Anrüchiges. Der Aktienmarkt ist für sie der Ort, an dem sich Menschen tummeln, die unverdient zu Geld kommen wollen.“

– Jens Ehrhardt

Ich selbst habe eine klare Meinung dazu: Jetzt ist der richtige Moment, um in Aktien zu investieren — Und Tipps, um damit anzufangen.

Doch eine gute Sparstrategie geht darüber hinaus. Eine Sparstrategie klärt nicht nur, wie viel du sparst, sondern wohin und wie viel du dir erlauben darfst auszugeben.

Denn Sparen des Sparens wegen ist für manche Zahlen-Fetischisten (*hust*), etwas schönes — doch das Leben ist nicht zum Sparen. Am Ende geht es um bewusstes Ausgeben und genießen.

Was du jetzt tun kannst: Mach dir klar, wie viel Geld du zum Sparen hast. Deine eisernen Reserven (6 Monate) ziehst du dabei auf jeden Fall ab. Das, was jetzt übrig bleibt, investierst du. Unsicher, wie? Schreib es in die Kommentare und motiviere mich, einen Artikel dazu zu verfassen.

6. Du kaufst immer mehr teure Dinge

“Es ist völlig egal, wie viel ich verdiene. Wenn mehr auf’s Konto kommt, gebe ich mehr aus” — sagte mir jemand auf einer Party.

Klingt verrückt? Ist aber die Realität.

Natürlich möchtest du mit 40 anders leben, als noch mit 20 im Studentenwohnheim. Dagegen spricht auch überhaupt nichts.

Schlimm wird es dann, wenn die Ausgaben im gleichen Verhältnis immer weiter steigen:

  • Haus abbezahlen
  • Auto abbezahlen
  • Handyvertrag
  • Zweitwagen
  • Regelmäßig neue Klamotten
  • Neues Smartphone
  • Luxus
  • du versteht…

Ist es schlimm, sich neue Dinge zu kaufen? Nein, Geld allein macht nicht glücklich. Nur sollte sich jeder irgendwann die Frage stellen: “Brauch ich das wirklich?”

Vermögen ist das Geld, das du nicht ausgegeben hast.

Das kannst du jetzt tun: Mach dir klar, was du jetzt unbedingt haben willst und worauf du erstmal verzichten kannst. Dir das klar zu machen, ist ein weiterer Schritt Richtung finanzielle Freiheit.

7. Du vergleichst dich mit anderen

“Manche Menschen sind verwundert, wie man 20.000 EUR verdienen kann im Monat. Die verstehen gar nicht, wie man mit so wenig überleben kann” — meinte halb ernst ein Vermögensverwalter zu mir.

Die finanzielle Situation der meisten Menschen da draußen ist nicht mit deiner zu vergleichen. Aus diesem Grund ist es nicht förderlich, deine Strategie mit der der anderen zu vergleichen.

Wer 5.000 EUR netto im Monat verdient, kann sich problemlos ein Auto für 300 EUR im Monat leasen. Die Person mit 1.400 EUR im Monat sollte anders Haushalten.

Ich erlebe oft, dass Menschen ihre finanzielle Planung mit anderen vergleichen. Dabei gibt es einige wichtige Unterschiede:

  • Hast du Verbindlichkeiten? (z.B. ein Haus)
  • Hast du Kinder?
  • Bist du verbeamtet?
  • Hast du bereits große Mengen Geld gespart?
  • Willst du in 10, 15 oder 30 Jahren in Rente? (aka wie alt bist du?)
  • Musst du jemanden pflegen?
  • Hast du eine folgenschwere Krankheit?
  • Wie hoch ist dein Einkommen?
  • Wo liegen deine Interessen? (Aktien / ETF / Immobilien)
  • Wie hoch ist deine Risikotoleranz?

Aus diesen Faktoren ergibt sich eine für dich passende Strategie. Mit der Zeit ändern sich die Anforderungen — deshalb passt die Investment-Strategie eines 20-Jährigen auch nicht zu einem 70-Jährigen.

Was du tun kannst: Geh die Punkte oben mal für dich durch. Passt deine aktuelle Strategie zu deiner Situation? Wenn du deine Situation kennst, kannst du auch leichter “Nein” oder auch “Ja” zu Chancen sagen.

8. Du verlässt dich auf die Rente

Mit der Altersvorsorge sehe ich es, wie mit dem Klimaschutz:

Wenn wir irgendwann in 25 Jahren feststellen, dass die Klimaerwärmung doch nicht unsere Schuld war — was ist dann die Konsequenz?

“Ach, jetzt haben wir einen sauberen Planeten und die Klimaerwärmung war gar nicht unsere Schuld — ich wünsche mir Müllberge”

— wird keiner je gesagt haben. (wenn du weißt, wo das Zitat herkommt, nenn mir doch bitte die Quelle!)

Mit der Altersvorsorge ist es genauso: Wirst du irgendwann eine Rente haben, von der du leben kannst?

Die Frage kann ich dir nicht beantworten — doch, wenn du jetzt vorsorgt, dann wirst du im Alter bestimmt nicht denken

“So ein Mist, jetzt hab ich hier Geld gespart für’s Alter! Ich hätte lieber weniger…”

Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber ich kann für einige Eventualitäten planen. Dazu gehört, dass die Rente im Alter nicht reichen wird. Ich sollte mich also fragen, ob ich alle Anschaffungen im Moment wirklich brauche — oder ob sie ein “will haben”-Produkt sind, ohne echten Mehrwert.

Was du jetzt tun kannst: Kennst du den Betrag, den du in der Rente netto haben wirst? Ein guter Moment das mal herauszufinden. Hast du auch die Inflation bis dahin beachtet?

9. Du bist überrascht von Rechnungen

Manchen Menschen scheint es bei Rechnungen wie mit Weihnachten zu gehen: Es kommt jedes Jahr unerwartet.

Auch als Privatperson ist es sinnvoll, eine kleine Form des “Rechnungsmanagements” zu haben.

Was meine ich damit konkret?

Weiter oben habe ich beschrieben, wie wichtig es ist, die monatlichen Kosten zu kennen. Es gibt aber bestimmte Kosten, die dir dabei nicht sofort ins Auge treten werden. Dazu gehören z.B. die Autoversicherung.

Nehmen wir an, deine Autoversicherung kostet dich 600 EUR im Jahr. Eine solche Rechnung würde ich in meiner Finanzplanung dann mit 50 EUR monatlich erfassen. Die Rechnung kommt zwar nur einmal im Jahr, Geld dafür zur Seite legen solltest du aber monatlich.

Wenn du solche “dicken Brocken” auf den Monat umlegst, wirst du immer genug Geld haben, um hohe Rechnungen zu bezahlen. Das Gleiche gilt für Steuern.

Was du jetzt tun kannst: Gehe noch einmal zu deinen monatlichen Ausgaben und splitte große Rechnungen in kleine “Monatshäppchen” auf und addiere sie dazu. Jetzt hast du einen guten Blick über deine Finanzen und wirst so schnell nicht mehr überrascht.

10. Du legst kein Geld bewusst zur Seite für Wünsche

Wenn du Geld sparst, macht es Sinn zwischen langfristigem und kurzfristigem Sparen zu unterscheiden:

  • Deine Altersvorsorge: Langfristig
  • Der Kauf eines Eigenheims: Langfristig
  • Neuer Fernseher: Kurzfristig
  • Urlaub: Kurzfristig

Ich selbst überweise jeden Monat einen festen Betrag für Urlaub auf ein separates Konto. Wenn ich jetzt in den Urlaub fahre, dann weiß ich genau, wieviel ich ausgeben darf, um noch im Budget zu sein.

Geld ausgeben ist einfach, die Grenze zwischen Kosten-Nutzen und dem tatsächlich Wert, ob emotional oder als rendite, sollte dabei nur nicht außer acht gelassen werden.

Wichtig ist, dass du dieses Sparen wie “Ausgaben” betrachtest. Das Geld existiert danach nicht mehr für dich — erst ab dem Moment wieder, wenn du es für die Sache ausgeben willst.

Was du jetzt tun kannst: Worauf möchtest du in nächster Zeit sparen? Was möchtest du dir kaufen? Teile den Betrag in kleine Häppchen und erstelle einen Dauerauftrag dafür. Dein Urlaub reißt dir so kein Loch mehr in die Monatsplanung.

Disclaimer: Ich garantiere keine Gewinne mit Aktien und das ist keine professionelle Finanzberatung.

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